Was ist Braunwurz?
Die Braunwurz (Scrophularia Nodosa L.) ist eine alte bereits in der Antike bekannte Heilpflanze. Der griechische Arzt Pedanios Dioskurides erwähnt sie im 1. Jahrhundert n. Chr. in seiner berühmten “Materia Medica”, dem damals wichtigsten und einflussreichsten antiken Werk über die Arzneimittel. Er schrieb über die Pflanze: “Die Blätter…….haben die Kraft, Drüsen…..zu zerteilen”. Die Braunwurz wächst an schattigen Plätzen, vorzugsweise an Böschungen, Gräben, an Bachufern und Ödland. Die Pflanzen stehen oft in kleinen Gruppen zusammen. Der auffallende viereckige Stängel der Einzelpflanze erreicht eine Höhe von 50 bis ca. 100 cm. Die Blütezeit der Pflanze ist von Juni bis Juli/August. Die kleinen Blüten sind von dunkelbraun-violetter Farbe. Als Bestäuber fungieren Bienen und Wespen.
Die Kapselfrüchte der Pflanze enthalten viele Samen, die sich im Herbst als Körnchenflieger (= Samengewicht unter 0,1 mg) ausbreiten und auch vom Wind ausgestreut werden. Die zur Blütezeit gesammeltem frischen Braunwurzblätter haben beim Zerreiben einen widrigen etwas unangenehmen Geruch, der sich in getrocknetem Zustand aber verliert. Der Geschmack des Krauts ist salzig, bitterscharf. In der Hausapotheke finden traditionell die Wurzel, aber auch die Blätter und Blüten der Braunwurz Verwendung. Weitere Arten der Gattung Scrophularia sind die Frühlings-Braunwurz (Scrophularia vernalis), die Wasser-Braunwurz (Scrophularia auriculata), die Hunds-Braunwurz (Scrophularia canina), die Drüsige-Braunwurz (Scrophularia scopolii) und die Geflügelte-Braunwurz (Scrophularia umbrosa). Diese Braunwurz-Arten werden jedoch nicht als Heilpflanzen verwendet.
Anwendungsgebiet
Wann sollte man Braunwurz einnehmen?
Die Braunwurz kann innerlich und äußerlich angewandt werden. Für Menschen die zu Infektionen, Entzündungen und Lymphknotenschwellungen neigen ist eine 3-wöchige Kur bis zu viermal im Jahr empfehlenswert. Bei Hauterkrankungen sind Waschungen und Bäder aus den Braunwurz-Blättern oder einem Kaltauszug aus den Wurzeln indiziert. Bei Ekzemen und anderen chronischen Hauterkrankungen kann auch eine Braunwurz-Salbe verwendet werden. Die Heilpflanze wird in der Schulmedizin bzw. offiziellen Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) nicht verwendet. Nur in der Volksmedizin und Naturheilkunde wird sie auch heute noch hauptsächlich gegen Ekzeme im Gesicht und zum Abschwellen von Lymphknoten eingesetzt. Da die Pflanze leicht giftig ist, sollte sie nur in Form von Fertigpräparaten, homöopathisch oder äußerlich (z. B. Salbe, Tinktur, Sitzbäder) genutzt werden.
Wirkung
Welche Wirkung verspricht Braunwurz?
Das Wirkungsspektrum der Heilpflanze ist recht groß. Ihre Inhaltsstoffe haben eine antimikrobielle, antibiotische, abschwellende,entzündungshemmende, leicht harntreibende und schmerzlindernde Wirkung. Neuere Untersuchungen ergaben, dass der Wurzelstock auch eine blutzuckersenkende Wirkung hat. Im Mittelalter war die Pflanze ein beliebtes Heilkraut, das hauptsächlich gegen Ekzeme, geschwollene Halslymphknoten, chronisch- katarrhische Entzündungen und vergrößerte Mandeln verwendet wurde. Früher wurden diese Gesundheitsbeschwerden und Hautkrankheiten unter dem Begriff Skrofulose (Skrofeln) zusammengefasst. Typisches Krankheitsbild waren aufgequollene Gesichter, Geschwüre, Schwellungen insbesondere am Hals, Nasen- sowie Ohren- oder Augenentzündungen. Heute wird der Krankheitsbegriff Skrofulose kaum noch verwendet. Die Diagnosen sind mittlerweile wesentlich differenzierter. Das früher eher diffuse Krankheitsbild Skrofulose, heute unter dem medizinischen Fachbegriff Lymphatische Diathese bekannt, umfasst Erkrankungen wie Bronchitis, chron. Schnupfen, Mittelohr- oder Mandelentzündung, Allergien, Ekzeme, Neurodermitis und ähnliche Infektionen.
Nach heutigen Erkenntnissen ist dafür eine angeborene Krankheitsanfälligkeit der Haut und Schleimhäute ursächlich. Neben den bereits genannten Indikationen bietet die Braunwurz noch eine ganze Reihe weiterer Anwendungsmöglichkeiten:
- Krätze
- Ödeme
- Verstopfung
- allgemeine Abwehrschwäche
- Augenleiden
- Hämorrhoiden
- Würmer
- Tuberkulose
- Diabetes
- rheumatische Beschwerden
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Braunwurz auftreten?
Wenn die Heilpflanze in vorschriftsmäßiger Dosierung angewandt wird, hat sie keine nennenswerten Nebenwirkungen. Sie enthält aber in geringer Konzentration Digitalisglykoside, das sind herzwirksame Substanzen. Deshalb sollten Patienten mit Herzproblemen, Schwangere und Stillende keine Braunwurz-Produkte, bzw. wenn nur nach Rücksprache mit einem Arzt nutzen. Auch Menschen mit akuten gastroduodenalen Geschwüren wird von der Einnahme Braunwurzprodukten abgeraten. Medikamentöse Interaktionen bestehen möglicherweise mit Antiarrhythmika und Antikoagulanzien, z. B. Warfarin.
Anwendungsdauer
Wie lange ist die Anwendungsdauer von Braunwurz, bis sich erste Erfolge einstellen?
Präparate aus Braunwurz wirken nicht sofort. Für innerliche Anwendungen sind Tee und verdünnte Tinktur indiziert. Zur äußerlichen Behandlung werden Tee-Aufguss, Tinktur, Bäder und Salben angewandt. Mit Braunwurz-Tee werden dreiwöchige Kuren empfohlen. Braunwurz-Salbe kann regelmäßig angewendet werden. Auch die Tinkturen sind für Dauermedikation geeignet. Für alle Darreichungsformen gilt jedoch generell, alle Präparate sollten nur solange eingenommen oder angewendet werden, bis die Symptome abgeklungen sind.
Herkunft
Wo liegt die Herkunft von Braunwurz?
Die Braunwurz gehört in Mitteleuropa zu den häufigsten Vertreter der Pflanzengattung Scrophularia (Braunwurzgewächse). Der Knoten-Braunwurz wird auf der Roten Liste von Deutschland als nicht gefährdet eingestuft. Die ca. 300 Braunwurz-Arten sind in den gemäßigten Breiten auf der ganzen gesamten Nordhalbkugel von Europa bis Ostasien verbreitet. In den Mittelgebirgen / Alpen ist die Pflanze bis in Höhen von 1.270 Metern anzutreffen. In der chinesischen Provinz Ningxia ist die Unterart Scrophularia alaschanica heimisch, die noch in Höhenlagen von 2200 bis 2500 Metern gedeiht. In Nordamerika wurde die Art erst später eingebürgert. Obwohl in Europa noch recht häufig anzutreffen, zählt die Braunwurz heutzutage zu den weniger bekannten Pflanzen. In Mitteleuropa kommen sechs Arten vor. Bekannteste ist die Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa).
Ausgangsprodukt
Wie sieht das Ausgangsprodukt von Braunwurz aus?
Therapeutisch verwendbar sind die Blätter, die blühenden Sprossspitzen und der Wurzelstock der Pflanze. Essbar sind die Blüten, Blätter und Wurzeln. Wobei zu beachten ist, dass die Braunwurz, obwohl Rohkost-Tauglich keine eigentliche Speisepflanze, sondern vorzugsweise eine Würz- und Heilpflanze ist. Als Sammelzeit bietet sich das Frühjahr und auch der Spätherbst an. Die oberen Teile der Pflanze sollten vorzugsweise von Juni bis Juli geerntet und im Schatten getrocknet werden. Die Wurzel sollte im März ausgegraben, gesäubert und zügig getrocknet werden.
Trivialnamen
Unter welchen Bezeichnungen ist Braunwurz noch bekannt?
Der wissenschaftliche Name der Knotigen Braunwurz (auch Knoten-Braunwurz) lautet Scrophularia nodosa. Die lateinische Bezeichnung scrophula bedeutet Halsdrüsengeschwulst (wg. ihres früheren Haupt-Einsatzzwecks gegen Skrofulose). Im Volksmund sind folgende Namen geläufig: Hexenkraut, Rauchwurzel, Skrofel, Feigwurzel oder Nachtgewächs. Die Bezeichnung als Hexenkraut ist dem Umstand geschuldet, dass die Braunwurz im Mittelalter oft gegen Hexerei verwendet wurde. in der älteren Literatur wird die Braunwurz auch als Blutkraut, stinkender Harrach, Helmkraut, Wundblatt oder Sauwurz bezeichnet.
Inhaltsstoffe
Welche Inhaltsstoffe sind in Braunwurz enthalten?
Isoliert und nachgewiesen wurden folgende Inhaltsstoffe der Braunwurz: Iridoidglykoside (Harpagosid, Harpagid, Acetylharpagid sowie Cinnamoylaucubin), Saponine, Flavonoide, (Flavone), Digitalis-Glykoside, organische Säuren (Zimtsäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, Sinapinsäure und Vanillinsäure) und verschiedene Zucker. Des Weiteren wird in der Literatur auf ein toxisches Alkaloid hingewiesen.
Ähnliche Heilpflanzen
Gibt es ähnliche Heilpflanzen, die wirken wie Braunwurz?
Iridoide sind bekannt für ihre antimikrobielle, entzündungshemmende und antibiotische Wirkung. Die in der Braunwurzwurzel enthaltenen Iridoidglykoside gleichen von ihrer Zusammensetzung denen der afrikanischen Teufelskralle (Harpagophytum), haben aber einen etwas geringeren Wirkstoffgehalt. Die Teufelskralle ist in der Kalahariwüste heimisch. Unterstützend bei der Bekämpfung von Infektionen und Entzündungen im Bereich der lymphatischen Organe können auch bestimmte Phytotherapeutika wie die Kappelargonie oder der Sonnenhut (Echinacea) verwendet werden. Die Inhaltsstoffe dieser Pflanzen wirken immunstimulierend und immunmodulierend.
Insbesondere zur Behandlung von Infekten der oberen Atemwege können auch weitere Heilpflanzen wie die Eibischwurzel, Königskerze, Huflattich oder die wilde Malve genutzt werden. Bei harten Drüsenschwellungen bzw. Schwellung, Verhärtung der Halslymphknoten und gutartigen Hauttumoren ist als weitere Arznei auch Conium maculatum, eine Pflanze aus der Familie der Doldengewächse angezeigt. Die Inhaltsstoffe der Pflanze werden von der Haut und den Schleimhäuten gut aufgenommen. Aufgrund ihrer hohen Giftigkeit darf die Pflanze aber nur für homöopathische Behandlungen verwendet werden. Das Mittel in Form von homöopathischen Streukügelchen, Tropfen oder Tabletten ist bis zur Potenz D3 verschreibungspflichtig.
Einnahmeformen
In welcher Einnahmeform gibt es Braunwurz am Markt zu kaufen?
Scrophularia ist in Form einer Urtinktur in vielen Apotheken erhältlich. Für äußerliche Anwendungen kann man in der Apotheke die Scrophularia- Urtinktur (10 %) in einer Salbenbasis einarbeiten lassen. Innerliche Anwendung: In einigen Apotheken kann ein Braunwurz-Wurzel-Präparat unter der Bezeichnung “Scrophularia radix” bestellt werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein deutsches Produkt, sondern um eine Braunwurz-Variante aus der Volksrepublik China. Dort unter dem Name Xuan Shen bekannt, ist das Mittel eine überaus beliebte und wirksame Arznei. Für homöopathische Anwendungen ist das Präparat Scrophularia nodosa als Tabletten erhältlich.
Auch der Braunwurz-Pflanzenextrakt ist für innerliche Anwendungen gut geeignet. Alternativ kann jeder die Braunwurz auch selbst in der Natur sammeln und trocknen. Bei den meisten Erscheinungsformen der Lymphatischen Diathese sind Wurzeln und Blätter der Heilpflanze therapeutisch verwendbar. Für die normale Zubereitung als Tee werden ein Teelöffel Blätter mit 250 Milliliter heißem Wasser übergossen und für zehn Minuten ziehen gelassen. Nach dem Abseihen werden zwei Tassen täglich getrunken. Auch ein Kaltauszug aus den Wurzeln kann getrunken werden. Bei Kindern sollte der Tee mit anderen Teesorten, z. B. Ringelblumenblüten oder Stiefmütterchenkraut gemischt werden.
Verzehrempfehlung
Wie hoch ist die Verzehrempfehlung von Braunwurz als NEM?
Für Nahrungsergänzungsmittel gelten üblicherweise die Verzehrempfehlungen der Hersteller. Braunwurz als NEM gibt es z. B. als Braunwurz-Extraktkapseln. Bei einer gegebenen Wirkstoffmenge von 1200 mg pro Kapsel lautet die Verzehrdosis: 3 Kapseln täglich, für maximal 6 Wochen einnehmen – danach 3 Wochen pausieren bevor – falls nötig – die Therapie fortgesetzt wird. In großen Mengen wäre die Braunwurz eher kontraproduktiv, denn sie enthält in geringen Mengen giftige Substanzen wie Herzglykoside und Saponine. Wenn sie aber in normalen Mengen konsumiert wird, braucht man keine Giftwirkung zu fürchten, denn die potenziell giftigen Wirkstoffe sind nur in geringer Dosierung vorhanden und wirken in kleinen Mengen als Heilstoffe.
Gibt es beim Kauf von Braunwurz etwas zu beachten?
Wie bei allen pflanzlichen Präparaten ist generell die Qualität des Produkts, z. B. durch ein Bio-Siegel, oder eine ähnliche Zertifizierung, das Herkunftsland und das Haltbarkeitsdatum von Wichtigkeit. Ansonsten ist vor allem der Lagerung des erworbenen Produkts Beachtung zu schenken. Braunwurzkraut ist trocken vor Sonnenlicht geschützt zu lagern. Dann beträgt die Mindesthaltbarkeit etwa zwei Jahre. Tinkturen halten bei lichtgeschützter und nicht über 25 Grad Lagerung ab Anbruch bis zu 24 Monate. Salben sind ab Anbruch in der Regel bis zu sechs Monate haltbar. Die Lagerung sollte ebenfalls unter 25 Grad und lichtgeschützt erfolgen.