Was ist Tormentol?
Bei Tormentol handelt es sich um einen roten Farbstoff, der üblicherweise aus dem Blutwurz gewonnen wird, indem man dessen holzige Rhizome, das unterirdische Sprossengeflecht, aufschneidet. Aufgrund der hohen Farbintensität des Wirkstoffes, der wahrhaft blutrot ist, hat die bekannte Pflanze auch ihren Namen. Tormentol besteht in wesentlichen Teilen aus kondensierenden Gerbstoffen, wie den Catechin-Gerbsoffen, Ellagsäure, Taninnen und Chinovasäure. Im Mittelalter wurde der Stoff vornehmlich als Färbemittel verwendet, aber auch für heilkundlerische Zwecke. Schon damals wussten Kräuterkundler, darunter auch die bekannte Frau Hildegard von Bingen, die nützlichen Eigenschaften der Pflanze für heilsame Zwecke zu nutzen.
Der rote Farbstoff spielt im gesamten Wirkstoffkomplex der Blutwurzel also ebenfalls eine wichtige Rolle.
Anwendungsgebiet
Wann sollte man Tormentol einnehmen?
Tormentol, das meistens in der Form von Blutwurz-Präparaten verabreicht wird, kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt werden. Äußerlich zum Beispiel bei akutem Juckreiz wie durch Insektenstiche, Hautreizungen, Verbrennungen, Prellungen, Wunden, Quetschungen, Neurodermitis oder auch bei Bindehautentzündungen.
Innerlich bei Leiden wie etwa unspezifischen Durchfallerkrankungen, Appetitlosigkeit, Entzündungen und Blutungen des Magen-Darmtraktes, Hämorrhoiden, Fieber sowie rheumatischen Erkrankungen und Gischt. Zudem als Tinktur oder Spülung bei Zahnfleischentzündungen und Parodontose.
In der Frauenheilkunde sind Tormentol-Fabrikate gleichsam beliebt, da ihnen lindernde Wirkungen bei Menstruationsbeschwerden nachgewiesen werden konnten.
Durch seine antibakterielle Wirkungsweise bietet sich eine Anwendung auch bei langfristigen Magen-Darmerkrankungen an. Zudem konnte eine Wirkung als Antitranspirant nachgewiesen werden, da die Bildung von Schweiß auf der Haut ebenfalls reduziert wird.
Wirkung
Welche Wirkung verspricht Tormentol?
Der Wirkstoff ist vor allem für seine entzündungshemmenden, antibakteriellen und blutstillenden(adstringierende) Wirkungen bekannt, die der hohen Konzentration an Gerbstoffen zu verdanken ist. Zudem wird Tormentol nachgesagt den Blutzuckerspiegel zu senken und so damit zusammenhängende Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes melitus vorbeugen zu können. Langfristig angewandt soll der Wirkstoff auch bei der Stärkung des Magen-Darmtraktes unterstützen.
Die Linderung von Juckreiz verspricht obendrein eine wirksame Bekämpfung von Hautkrankheiten wie etwa Neurodermitis.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Tormentol auftreten?
Bei Personen mit empfindlichem Magen kann Tormentol, wie viele andere Gerbstoffe auch, zu Magenkrämpfen und Durchfall führen. In zu hoher Konzentration ist Tormentol zudem toxisch, weshalb die Dosierung zwingend unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Bei zu großzügiger Anwendung auf der Haut kann es durch die Resorption der Hautoberfläche ebenfalls zu Vergiftungserscheinungen kommen. Resorbieren bedeutet, dass die Inhaltsstoffe der Cremes und Salben in die Haut einziehen und so in den Blutkreislauf gelangen. Diese Vergiftungserscheinungen äußern sich mit Erbrechen, Durchfall, Hautrötungen und Ausschlag. Für Kinder ist der Wirkstoff folglich weniger zu empfehlen. Vereinzelt kann es auch zu allergischen Reaktionen kommen, die sich ebenfalls mit Hautausschlag und Rötungen ankündigen.
Ein Schlucken von tormentolhaltigen Mundspülungen und Tinkturen ist ebenso zu vermeiden. Zu Verwendung des Wirkstoffes während der Schwangerschaft und der Stillzeit gibt es keine ausreichenden Daten, weshalb im Zweifelsfall auf eine Einnahme verzichtet werden sollte. Es darf aber vermutet werden, dass die blutstillende Wirkung der Erzeugnisse während einer Schwangerschaft zur Komplikationen führen könnte.
Richtig angewandt und mit ärztlicher Absprache, sind aber keine schwerwiegenden Nebenwirkungen zu befürchten.
Anwendungsdauer
Wie lange ist die Anwendungsdauer von Tormentol, bis sich erste Erfolge einstellen?
Tormentol-Präparate werden bei akuten und chronischen Erkrankungen angewendet. Eine Verbesserung der angezeigten Symptome sollte bereits nach wenigen Tagen eintreten. Ist dies aber spätestens nach vier bis sechs Tagen nicht der Fall, sollte unbedingt(erneut) ein Arzt aufgesucht werden. Außerdem wird empfohlen nach einer sechswöchigen Anwendung von Tormentol eine Pause einzulegen, um so eine etwaige Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff zu vermeiden. In der Zwischenzeit sollte dann auf ein Produkt mit ähnlicher Wirkungsweise zurückgegriffen werden, falls eine längerfristige Behandlung der Symptome notwendig ist.
Herkunft
Wo liegt die Herkunft von Tormentol ?
Wie eingangs erwähnt ist die Hauptquelle des pflanzlichen Farbstoffes die bekannte Pflanze Blutwurz. Allerdings findet sich Tormentol auch im sogenannten Goldfingerkraut, ebenfalls in dessen Wurzeln. Da es sich bei beiden Kräutern um recht robuste und wenig anspruchsvolle Pflanzen handelt, wachsen diese in so gut wie jedem Land mit kalten bis gemäßigtem Klima von Nord- und Mitteleuropa bis hin zu Südostasien. Selbst auf sandigem und nährstoffarmen Boden gedeiht das Kraut problemlos. Nur in kargen und felsigen Landstrichen fühlt sich die Pflanze nicht sonderlich wohl, ist aber selbst vorzufinden. Ausreichend Sonne vorausgesetzt. Kalte Winter überstehen die Kräuter ebenso ohne Schwierigkeiten.
Gewonnen wird die rote Substanz schließlich durch das Extrahieren aus den Wurzeln und Rhizomen der genannten Kräuter.
Ausgangsprodukt
Wie sieht das Ausgangsprodukt von Tormentol aus?
Der Wurzelstock von Blutwurz und Goldfingerkraut ist medizinisch besonders interessant, da neben Tormentol noch zahlreiche andere nützliche Wirkstoffe enthalten sind.
Tormentol selbst ist eine zähflüssige, stark färbende, leuchtend rote Flüssigkeit, die früher vor allem zum Färben von Leder und Leinen verwendet wurde.
Als Extrakt wird der Wirkstoff anschließend für die Herstellung unterschiedlichster Produkte weiter verwendet. In seiner Reinform wird man ihn nur direkt ausgepresst aus den Rhizomen finden, ansonsten immer in verarbeiteter Form. Bahnt man sich einen Weg zu den unterirdischen Sprossengeflechten des Blutwurz muss man diese nur anritzen und schon tritt der tiefrote Wirkstoff aus. Diese blutrote Wurzelflüssigkeit ist gleichzeitig auch der Namensgeber des Heilkrautes. Zwar lassen sich viele Teile der Pflanze therapeutisch verwenden, der Farbstoff selbst ist aber nur im Wurzelgeflecht enthalten.
Trivialnamen
Unter welchen Namen ist Tormentol noch bekannt?
Die Bezeichnung Gerbstoff stammt aus dem Mittelalter als Stoffe wie Tormentol in alten Gerbereien noch dazu verwendet wurden Tierhäute zu färben. Die denaturierenden Eigenschaften der pflanzlichen Gerbstoffe machten das Leder zudem geschmeidiger und leichter zu bearbeiten.
Abgesehen von seiner ursprünglichen Bezeichnung wird der Farbstoff aufgrund seiner Eigenschaften manchmal auch als Tormellinrot oder Tormentillrot bezeichnet. Die Namensherkunft ist dabei auf den Blutwurz selbst zurückzuführen, der auch als Tormentill bekannt ist. Wissenschaftlich benannt trifft man manchmal auch auf die Bezeichnung Tormentosid.
Funktionsweise
Wie ist die Funktionsweise von Tormentol?
Allen Gerbstoffen gemein, ganz gleich ob natürlicher oder chemischer Herkunft, ist ihre Wirkung auf Eiweiße. Sie beeinflussen deren Struktur wodurch diese denaturiert werden und ihre eigentliche Funktion verlieren. Medizinisch betrachtet können genau diese Effekte von Nutzen sein. Äußerlich auf die Haut aufgetragen führen diese Stoffe etwa dazu, dass sich die Hautoberfläche zusammenzieht, sich verkleinert und so einen natürlichen Schutzfilm bildet. Insbesondere bei der Wundversorgung ist dies sehr hilfreich. Mikroorganismen und Bakterien wird durch die flüssigkeitsbindende Wirkung von Gerbstoffen zudem die Lebensgrundlage entzogen. Es entsteht eine antibakterielle Wirkung. Die adstringierenden Eigenschaften wirken sich auch auf die direkt unter der Haut liegenden Nervenenden aus. Die Haut wird an den behandelten Stellen unempfindlicher, was Schmerzen und Juckreiz lindert. Außerdem wird die Bildung von Schweiß gemindert.
Innerlich angewandt werden Durchfallerkrankungen dadurch gelindert, dass die Gesamtoberfläche der Darmschleimhaut verkleinert wird. Es wird weniger Flüssigkeit an den Darm selbst abgegeben, was dazu führt, dass der Stuhl wieder eine festere und gesündere Form annehmen kann.
Ähnliche Wirkstoffe
Gibt es ähnliche Wirkstoffe, die wirken wie Tormentol?
Grundsätzlich lässt sich davon ausgehen, dass alle pflanzlichen Gerbstoffe ähnliche Wirkungsweisen aufzeigen wie Tormentol. Dazu gehören auch Tannine, die beispielsweise in Beerenhäuten von Weintrauben oder Himbeeren zu finden sind.
Oder alle anderen kondensierenden Gerbstoffe aus der Gattung der Pyrocatechine.
Diese findet man etwa auch in Tee, Kaffee, Ratanhiawurzeln, Walsnüssen oder Heidelbeeren. Für alle mit weniger robusten Magen ist der Verzehr von dunklen Beeren allgemein zu empfehlen, da diese leicht verdaulich und gut verträglich sind.
Medizinische Verwendung finden vor allem die Gerbstoffe aus Spitzwegerich, Frauenmantelkraut, Catechu, Gänsefingerkraut oder Odermennigkraut.
Einnahmeformen
In welcher Einnahmeform gibt es Tormentol am Markt zu kaufen?
Prinzipiell ist auch in allen Drogen, die aus Blutwurz hergestellt werden der Wirkstoff Tormentol enthalten. Jedoch nur bei Produkten aus den Rhizomen. Diese findet man in getrockneter Form zum selber weiterverarbeiten aber auch in vielen anderen Präparaten. Zum Beispiel in Salben und Cremes, Spülungen und Tinkturen, Säften, Sirup und Tees oder auch Kapseln und Granulat. Da Blutwurz gerne innerhalb der Homöopathie verwendet wird, lassen sich auch Globuli und Tabletten käuflich erwerben. Regional sind Schnäpse und Liköre auf Blutwurzbasis, insbesondere als Digestif, recht beliebt.
Üblicherweise sind Produkte aus reinem Tormentol nicht auf dem gängigem Markt anzutreffen, immer nur tormentosidhaltige Erzeugnisse wie die eben beschriebene Mittel.
Verzehrempfehlung
Wie hoch ist die Verzehrempfehlung von Tormentol als NEM?
Generell wird empfohlen eine Dosis von vier bis sechs Gramm pro Tag nicht zu überschreiten. Dies gilt aber nur für tormentolhaltige Erzeugnisse, die meistens aus Teilen des Blutwurzes bestehen. Für reine Tormentol-Präparate gibt es indes keine reguläre Verzehrempfehlung, da es diese nicht auf dem Markt zu kaufen gibt. Es sollte immer die angegebene Verzehrempfehlung beachtet werden und vor der Einnahme von Tormentol sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
Gibt es beim Kauf von Tormentol etwas zu beachten?
Beim Erwerb von tormentosidhaltigen Erzeugnissen sollte immer darauf geachtet werden, ob diese auch ausreichend geprüft und zugelassen worden sind. Sich an die Apotheke oder den Arzt des Vertrauens zu wenden ist hierbei unbedingt empfohlen. Das medizinische Fachpersonal kann dann auch dabei helfen mögliche Unverträglichkeiten oder Allergien auszuschließen.
Zwar gibt es Produkte wie etwa aus Blutwurz auch immer rezeptfrei zu kaufen, jedoch sollte nicht vergessen werden, dass es sich dabei immer noch um ein Arzneimittel handelt. Eine selbst organisierte Verabreichung birgt immer das Risiko einer falschen Dosierung. Eine wirksame und zielführende Anwendung kann nur durch die richtige Dosierung sichergestellt werden.
Sind mögliche Risikofaktoren ausgeschlossen worden, liegt es allein an der persönlichen Präferenz, für welches der zahlreichen Produkte man sich entscheiden möchte.