Was ist Gänsedistel?
Bei dieser einstmals sehr populären Heilpflanze handelt es sich um eine Vertreterin der Familie der Korbblütler. Im Volksmund bekannt ist sie auch unter dem Namen Milch- oder Saudistel. Sie blüht zwei- oder mehrjährig und zählt zu den besonders robusten krautigen Pflanzenarten. Als Heilpflanze kann sie zur äußeren und inneren Anwendung herangezogen werden. Sie macht sich auf dem täglichen Speiseplan aber auch ganz hervorragend als gesunder Salat. Sogar ihre Blüten sind − biologischer Anbau vorausgesetzt − essbar und können für pikante Speisen als Dekoration dienen, aber auch karamellisiert zu einer besonderen Süßspeise verarbeitet werden. Blätter und Stängel lassen sich auch hervorragend als schmackhaftes Gemüse zubereiten. Dies gilt auch für ihre Wurzeln, die jedoch recht faserig sind und geschmacklich ein wenig an holzigen Spargel erinnern.
Anwendungsgebiet
Wann sollte man Gänsedistel einnehmen?
Die Popularität der Gänsedistel als Heilpflanze hat schon seit dem Mittelalter stark abgenommen. Die Pflanzenheilkunde sah in ihrem Milchsaft jedoch lange Zeit ein probates Mittel gegen Kurzatmigkeit, Leberschwäche und Sodbrennen. Darüber hinaus wurde der Pflanze lange Zeit eine fiebersenkende und menstruationsfördernde Wirkung attestiert. Doch die Heilwirkung ihrer Inhaltsstoffe bietet sich auch zur äußeren Anwendung an. Bei Hautausschlägen, Hämorrhoiden und Mitessern gilt ihr verdünnter Milchsaft als Geheimtipp aus der Pflanzenapotheke von Mutter Natur. Unverdünnt wurde der Saft lange Zeit erfolgreich bei der Behandlung von Warzen angewandt.
Wirkung
Welche Wirkung verspricht Gänsedistel?
Die Superkräfte der Gänsedistel schlummern vor allem in ihrem Milchsaft. Analysen zeigen, dass hauptsächlich der Wirkstoff Taraxasterol im medizinischen Kontext von Bedeutung ist. Aktuelle wissenschaftliche Studien attestieren ihm eine anti-entzündliche Wirkung, die besonders bei der Behandlung von Arthritis-Patient*innen vielversprechende Ergebnisse erzielen konnte. Aber auch Eisen und Vitamin C sind im Milchsaft der Gänsedistel enthalten. Sie stärken den menschlichen Organismus und tragen zur Regeneration des Körpers bei. Ihre Bitterstoffe sind − wie jene anderer Distelarten auch − für Leber-, Gallen- und Magenbeschwerden zu empfehlen und unterstützen den Verdauungsapparat auf natürliche Weise.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Gänsedistel auftreten?
Wie immer macht auch bei Heilpflanzen die Dosis das Gift. Den Milchsaft sollte man ohnehin nur verdünnt zu sich nehmen. Eine Selbstmedikation ohne Rücksprache mit Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker ist − auch bei reinen Pflanzenheilmitteln − niemals ratsam.
Anwendungsdauer
Wie lange ist die Anwendungsdauer von Gänsedistel, bis sich erste Erfolge einstellen?
Gänsedistel als alleiniges Präparat ist im Fachhandel kaum erhältlich. Sie wurde seit dem Mittelalter sukzessive durch die Mariendistel und auch durch den Löwenzahn ersetzt. Die Dauer der Einnahme hängt jedoch auch bei pflanzlichen Präparaten grundsätzlich immer von den vorliegenden gesundheitlichen Beschwerden, der Konstitution der Patientin oder des Patienten sowie dem Anwendungsgebiet und der Darreichungsform ab. Gerade Naturprodukte und Supplemente auf pflanzlicher Basis wirken bei jedem Menschen individuell verschieden. Die Pflanzenheilkunde geht jedoch grundsätzlich immer von einer längerfristigen Einnahme aus. Sie wird häufig komplementärmedizinisch eingesetzt und selten nur als alleinige Medikation. Eine Einnahme, die kürzer als vier Wochen ist, wird kaum sichtbare Verbesserungen des Gesundheitszustandes liefern. Manche Arzneimittel auf pflanzlicher Basis können bedenkenlos auch langfristig, mitunter bis hin zu einem halben Jahr eingenommen werden.
Herkunft
Wo liegt die Herkunft von Gänsedistel?
Die Milchdistel bevorzugt trockenen, sandigen Boden und ein warmes, sonniges Klima für ihre Vegetation. Die idealen Wachstumsbedingungen sind heute kaum mehr in freier Natur flächendecken anzutreffen, da der Boden vor allem eines sein muss: absolut frei von Kunstdünger und Pestiziden. Früher fand man die Pflanze recht häufig als typische „Wächterpflanze“ am Wegrand oder an der Grenze von landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen. Auch an Waldrändern, besonders an bewaldeten Straßenböschungen, war sie zahlreich anzutreffen. Was die Bodennährstoffe betrifft, so ist die Gänsedistel äußerst flexibel. Karge Schuttflächen und nährstoffreiche, dichte Lehmböden sind ihr ebenso recht, um dort Wurzeln zu schlagen.
Ein Kultivieren der Milchdistel im großen Stil für die pharmakologische oder homöopathische Verwendung ist nicht bekannt. Hier hat ihr der genügsame und weit verbreitete Löwenzahn ein wenig den Rang abgelaufen. Er deckt ähnliche Einsatzgebiete in der Heilkunde ab wie die Gänsedistel, bietet aber auch noch einige zusätzliche Vorteile, mit denen er punkten kann.
Ausgangsprodukt
Wie sieht das Ausgangsprodukt von Gänsedistel aus?
Die Gänsedistel ist eine bis zu 1,50 Meter hochwachsende, krautartige Pflanze mit leuchtend gelben Blüten. Dies unterscheidet sie von anderen Distelgewächsen gleich mehrfach. Diese suchen normalerweise den Schutz der Bodennähe und bilden auch keine leuchtenden, feinblättrigen Blüten aus. Im Frühjahr bildet die Gänsedistel eine Blattrosette aus länglichen, gezackten Blättern. Diese lassen nicht gleich auf den ersten Blick erkennen, dass es sich hier um eine Distel handelt. Erst im Mai wächst ein dicker Stängel konstant in die Höhe, an dessen Spitze sich mehrere Knospen entwickeln. Aus diesen entfalten sich in weiterer Folge die typischen gelben Korbblüten. Die Gänsedistel blüht dann beständig von Juni bis Oktober.
Beheimatet ist sie nicht nur bei uns in Europa. Sie wächst auch in Nordafrika sowie im Norden und im Westen Asiens. Ihren Ruf als Unkraut trägt sie natürlich zu Unrecht, allerdings ist ihre tiefe Verwurzelung mit dem Erdreich daran vermutlich nicht ganz unschuldig. Gärtner*innen, die ihrer habhaft werden wollen, brauchen einen starken Arm, einen langen Atem und vor allem Schaufel und Spaten. Die Gänsedistel kann ihre Wurzeln nämlich bis zu 1 Meter tief in den Boden versenken. Doch damit nicht genug: Wer sie nicht vollständig entfernt, wird die typische Hartnäckigkeit kennen lernen, die vielen Heilpflanzen zu eigen ist. Selbst kleinste Stückchen ihrer Rhizome, die im Boden verbleiben, können im Jahr darauf wieder kräftig austreiben.
Trivialnamen
Unter welchen Bezeichnungen ist Gänsedistel noch bekannt?
Die Pflanzenheilkunde und Volksmedizin kennen sie auch unter den Bezeichnungen Kohl-Gänsedistel, Gemüse-Gänsedistel, Saudistel und Milchdistel. Die Botanik fasst unter dem Begriff Gänsedistel gleich drei Arten zusammen: Sonchus oleraceus, Sonchus arvensis und Sonchus asper.
Inhaltsstoffe
Welche Inhaltsstoffe sind in Gänsedistel enthalten?
Taraxasterol, Bitterstoffe, Eisen und Vitamin C sind die Hauptbestandteile der Milchdistel. Diesen Namen verdankt sie dem milchigen Weiß ihres Saftes. Dafür verantwortlich zeichnet ein weiterer ihrer Bestandteile, nämlich Kautschuk. Dieser ist − wenn auch nur in geringen Mengen − ein Bestandteil ihrer kräftigen, langen Stängel.
Ähnliche Heilpflanzen
Gibt es ähnliche Heilpflanzen, die wirken wie Gänsedistel?
Ihre Bekannteste Verwandte aus der Gattung der Disteln ist sicherlich die weit verbreitete Mariendistel. Sie findet nach wie vor Anwendung bei Beschwerden von Leber oder Galle. Ihr Extrakt ist in Kapsel-, Tee- oder Tablettenform erhältlich. Auch ihre Bitterstoffe werden häufig als Elixier verschrieben, um Verdauungsbeschwerden zu lindern und den Heißhunger auf Süßes abzumildern. Die größte Konkurrenz für die Gänsedistel jedoch stellt der Löwenzahn dar. Er wächst nicht nur in freier Wildbahn üppiger und schneller als die Gänsedistel, sein Milchsaft findet auch Anwendung in sämtlichen Bereichen wie jener der Distel, nur mit einem Extra an Wirkstoffen.
Der Löwenzahn punktet vor allem mit seiner harntreibenden Wirkung, die sich positiv bei Gallen- und Nierenbeschwerden auswirkt. Wassereinlagerungen werden dank seiner Hilfe zuverlässig und schonend aus dem Körper ausgeschieden. Seine Wurzel wurde früher auch gerne zu Kaffee verarbeitet. Er ist also praktisch von der Wurzel bis in die Blütenblätter ein Gewinn für jede Pflanzenapotheke.
Problematisch wird die Suche nach Heilpflanzen immer dann, wenn man sich ihrer Systematik und ihres Erscheinungsbildes nicht ganz sicher ist. Im Fall der Milchdistel kann eine Verwechslung mit dem Gift-Lattich leicht passieren. Wie der Name schon sagt, wird dieser Missgriff unangenehme Nebenwirkungen nach sich ziehen. Sein Milchsaft wurde − in getrockneter Form − bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch als Beruhigungsmittel und sogar als Ersatz für Opium verwendet. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal wären die Blätter: Jene des Gift-Lattichs weisen borstige Stacheln auf, was − wie pflanzenkundige Menschen grundsätzlich wissen − gerne und oft ein freundlicher Hinweis von Mutter Natur ist, dass hier Gift zu befürchten und die Pflanze zum Verzehr daher nicht geeignet ist.
Einnahmeformen
In welcher Einnahmeform gibt es Gänsedistel am Markt zu kaufen?
Reine Gänsedistelpräparate sind kaum erhältlich. Die eine oder andere Apotheke führt das bescheidene Kraut vielleicht noch. Eine Extrahierung ihrer Wirkstoffe scheint sich − zumindest in großem Stil − nicht mehr zu lohnen. Einige Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung der Harnwege, bei Menstruationsbeschwerden oder Nierenleiden mischen die Gänsedistel bei. Sie befindet sich dann meist in der Gesellschaft von Cranberry, Rosmarin, Holunderbeeren und Ginseng. Einige Detox-Präparate verarbeiten sie gemeinsam mit Artischocke und Löwenzahn. Auch als Zutat in Kräuterelixieren findet man sie und die ihr eigenen Bitterstoffe gelegentlich noch angeführt. Gegen ihre übermächtige Verwandte, die Mariendistel, kommt sie in der heutigen Zeit jedoch kaum mehr an.
Verzehrempfehlung
Wie hoch ist die Verzehrempfehlung von Gänsedistel als NEM?
Da die Gänsedistel heute kaum mehr Anwendung als alleiniges Heilkraut findet, ist dazu leider nichts bekannt.
Gibt es beim Kauf von Blutweiderich etwas zu beachten?
Wem es gelingt, Gänsedistel in Apotheken oder Reformhäusern zu erwerben, sollte unbedingt auf biologische Herkunft achten. Allerdings stehen Distelarten ohnehin in dem Ruf, nur auf naturbelassenen Böden zu gedeihen.
Am Beispiel der Gänsedistel ist recht gut zu erkennen, dass auch Heilpflanzen im Laufe der Zeit von anderen „abgelöst“ werden können. War sie im Mittelalter noch hoch im Kurs, wurde sie mit der Zeit sukzessive von stärker verbreiteten und daher einfacher zu gewinnenden Pflanzen wie der Mariendistel und dem Löwenzahn verdrängt. Dabei wurde sie ursprünglich nicht nur ihrer heilenden Wirkung wegen hochgeschätzt. Sie ersetzte vielerorts auch Salat und Gemüse. Die Schuld an ihrem Rückgang in der freien Natur muss bis zu einem gewissen Grad aber auch in der extensiv betriebenen Landwirtschaft, in der Verbauung von Brachland und dem Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden gesucht werden.