Was ist Fettkraut?
Das Fettkraut – Pinguicula Vulgaris – gehört zu den Lippenblütenartigen Gewächsen der Asteriden. Insgesamt gehören dieser Pflanzenfamilie über 85 Arten an. Der Name geht auf das lateinische Wort für „fett“ (pinguis) zurück. Durch seine stark glänzenden, dickfleischigen Blätter wirkte das Heilkraut stets wie gewachst. Das Immergrün mag feuchte und helle bis halbschattige Areale und legt sich kriechend als eine Art kleiner Teppich über den Boden. Als karnivores Kraut verfügt das Kraut über nur schwach ausgebildete Wurzeln aus wenigen weißen Feinhaarwurzeln. Diese messen nur etwa bis zu 3 Zentimetern Länge und sterben nach der Winterknospengenese ab. Oberirdisch erkennt man das Fettkraut an einer Rosettenbildung ihrer eigentlichen Blätter. Mittels klebriger Oberseite verfangen sich entweder Insekten oder Pollen, welche mittels Enzymen verdaut werden. Kleine Drüsen auf der Blattoberfläche scheiden protein- sowie nukleinsäurespaltende Sekrete aus. Die spätere Absorption erfolgt über die Cuticula, welche gleichzeitig als Austrocknungsschutz dient. Zur Aufrechterhaltung dieser Funktion ist die Pflanze an besonders luftfeuchte Standorte gebunden. Die sich einrollenden Blätter erhöhen die Direktkontaktflächen und beschleunigen den Verdauungsvorgang. Pflanzen wie das Fettkraut werden dank ihrer speziellen Überwinterungsmethode via Winterknospe auch als Hemikryptophyten bezeichnet. Auf dem Boden aufliegend schließt sich ein Stärke speichernder und zwiebelig aufgebauter, sogenannter Hibernakel als Schutz um die Pflanzenteile. Im Frühjahr treibt das Heilkraut dann wieder aus. Das Fettkraut wird als beliebte Fliegenfalle in den eigenen vier Wänden, aber auch als alternatives Heilkraut begehrt.
Anwendungsgebiet
Wann sollte man Fettkraut einnehmen?
Die Anwendung als Heilpflanze geht bis zu Aufzeichnungen des Begründers der Homöopathie – Samuel Hahnemann – zurück. Dieser attestierte bereits damals Fortschritte bei der Bekämpfung aufgesprungener Haut. Des Weiteren fand es Anwendung bei der Schmerzstillung sowie bei der Regeneration von Knochenbrüchen. Als besonders heilend wird die Wirkungskraft dieser Heilpflanze auch in Bezug auf Tuberkulose angegeben. Betrachtet man die Verwendung in der Volksmedizin sieht man die Wirkungskraft vor allem in Bezug auf Ischias, Geschwülste und einfache Wundheilung. Zudem erweist sich das
Kraut als lindernd bei Lungen- sowie Brusterkrankungen. Auch Leber- und Magenleiden werden damit behandelt. Als natürliches Heilmittel gegen Reizhusten und Bronchitis ist es auf den unterschiedlichsten Kontinenten bekannt. Zudem kann eine erfolgreiche Bekämpfung von Kopfläusen nachgewiesen werden. Weiterhin unterscheiden sich die Nutzen des Gebrauchs von Fettkraut nach den verschiedenen Arten. So kann das kleine Fettkraut die Leistung des Gedächtnis erhöhen, während das Kanna-Fettkraut als Stimmungsaufheller bekannt ist.
Wirkung
Welche Wirkung verspricht Fettkraut?
Einige elementare Wirkungen der Heilpflanze werden verlässlich bei vorwiegend alternativen Medizinanwendungen genutzt. So bewirkt es in erster Linie erweichend. In diesem Atemzug profitieren die Probanden ebenso von einer deutlich wundreinigenden Charakteristik. Hinsichtlich der Wundheilung darf von einer narbenbildenden Eigenart des Heilkrauts ausgegangen werden. Zusätzlich wird dieser Heilpflanze ein fiebersenkender Einfluss zugerechnet. Aber auch zur Lösung eines Krampfes oder bei der Bekämpfung starker Hustenanfälle kann dieses Kraut auftrumpfen. Neben der Linderung bei Keuchhusten vermag es auch glänzendes Haar zu akklimatisieren. Äußerlich angewendet hilft es in Kürze bei Hautgeschwüren, lindert dabei die Reizung und damit auch den begleitenden Schmerz. Neben der schmerzstillenden Wirkung wird den Fettkräutern ebenso eine abführende Eigenschaft nachgesagt. Dank Aufzeichnungen von Carl von Linné sorgt das Fettkraut bei regelmäßiger Verwendung ebenso für gelbliches Haar. Dem Sud als Mittel zur Haarspülung wird großes Potenzial zur Bekämpfung von Kahlköpfigkeit zugerechnet. Auch das Haarwachstum und die Vitalität der Haare werden positiv beeinflusst.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Fettkraut auftreten?
Klassische Nebenwirkungen sind bei der Anwendung von Fettkraut nicht zu befürchten. Überdosierungen der Inhaltsstoffe könnten jedoch kontraproduktiv zur eigentlichen Intention ausfallen. Eine zu frequente Zuführung von Gerbstoffen kann beispielsweise zu Leberschäden führen. So sollten entsprechende Pflanzenteile auch nicht länger als 10 Minuten gekocht werden. Als Minderung des Einflusses wird die Zugabe von Schleimstoffen angeraten, welche durch das Heilkraut selbst geliefert werden. Ebenso können allergische Reaktionen bei trockenen Ekzemen oder an trockenen Schleimhäuten auftreten. Des Weiteren besteht die Gefahr, dass der Proband auf bestimmte Stoffe allergisch reagieren kann. Daher sollte die Einnahme von Produkten auf Fettkrautbasis von einem erfahrenen Heilpraktiker oder Homöopathen begleitet werden. Für den Menschen sowie seine Haustiere ist der Verzehr dieser Heilpflanze trotz proteinspaltender Inhaltsstoffe ungiftig.
Anwendungsdauer
Wie lange ist die Anwendungsdauer von Fettkraut, bis sich erste Erfolge einstellen?
Hinsichtlich der Anwendungsdauer muss zwischen der Anwendungsintention unterschieden werden. Insbesondere bei der äußerlichen Anwendung von Wunden können bereits nach wenigen Tagen spürbare, schmerzlindernde Wirkungen verzeichnet werden. Dagegen sollte bei gereizten Geweben und chronischen Krankheiten von einer längeren Anwendung ausgegangen werden. Eine Linderung erfolgt aber auch hier bereits in Kürze. Wird das Heilkraut präventiv gegen beispielsweise Läuse als Waschspülung oder bei der Vorbeugung bezüglich Magenbeschwerden verwendet, sieht der Homöopath generell eine langzeitliche Anwendungsdauer in Betracht.
Herkunft
Wo liegt die Herkunft von Fettkraut?
Ursprünglich war die Pflanze in Mittelamerika beheimatet und weist dort sowie in Südamerika bis nach Feuerland eine große Population auf. Heutzutage kann es nahezu in jedem EU-Land und deren Anrainern sowie in Russland entdeckt werden. Die Verbreitung des Gemeinen Fettkrauts in Europa ist durchaus immer noch als omnipräsent zu bezeichnen, obwohl die Anzahl der Pflanzen stetig sinkt. Das Alpen- sowie das Gewöhnliche Fettkraut stellen hierbei die einzigen Vertreter dieser Pflanzenfamilie im deutschen Bundesgebiet. In Deutschland ist das Kraut durch die Bundesartenschutzverordnung aufgrund der Einstufung als gefährdetet Pflanzenart geschützt. Die Allgäuer Alpen rund um den Hochalpsee bieten einige Pflanzstämme auf 1965 Höhenmetern. Und auch die nordische Kälte Grönlands kann der Pflanze keine Hürde sein. Zusätzlich hat es ich ebenso über die Weiten der USA bis hin in den Norden Kanadas angesiedelt. Vor allem sehr nasse und durchaus saure Böden favorisiert diese karnivore Pflanze. Und dennoch erweist sie sich auch als kalkverträglich. Insbesondere in Quell- oder Niedermooren wird es ansässig. Aber auch offene Rieselflure und moosreiche Areale fördern die Niederlassung dieses Krauts.
Ausgangsprodukt
Wie sieht das Ausgangsprodukt von Fettkraut aus?
Betrachtet man das Fettkraut stechen je nach Pflanze 5 bis elf gelbe oder hellgrüne sehr fleischige Blätter hervor. Diese weisen eine elliptisch-längliche Form auf und bilden im Verbund eine am Boden über etwa 15 Zentimeter große Rosette. Aus dem Blätterzentrum erwächst zwischen Mai und August ein ebenso bis zu 15 Zentimeter hoher Blütenstiel. Vorwiegend präsentiert sich dieser in den Farben Weiß inklusive weißem Schundfleck oder in rosa-violett. Die Blüte allein ist ein kleiner Trick. Die auf dem Kopf stehende Pracht lässt die Bestäuber durch rückwärts gerichtete Haare immer mehr Richtung Narbe und dem sich anschließenden Staubbeutel drücken. Doch anstatt Nektar stehen nur Schleimhaare zur Verfügung. Die zygomorph in etwa 12 Millimeter große gespornte Blüte dient als Ausbildungsort zahlreicher eiförmiger Fruchtkapseln. Mit einem Blick auf die Früchte präsentieren sich nur in Trockenheit geöffnete Kapseln, welche 2-klappig aufspringen. Ohne eigenes Nährgewebe fungieren sie als Körnchenflieger. Eine Netzstruktur ermöglicht das Schwimmen. Die Reife wird zwischen Juni und September bemessen.
Trivialnamen
Unter welchen Bezeichnungen ist Fettkraut noch bekannt?
Dieses Heilkraut ist zudem unter dem Namen Gemeines Fettkraut oder Gewöhnliches Fettkraut bekannt. Ferner finden ebenso Beschreibungen als Blau-Fettkraut oder Kiwitzfettkraut im Handel sowie in der Umgangssprache Verwendung. Zum Teil entspricht dies den eigentlichen Namen der einzelnen Arten. Früher deutlich häufiger wurde die Pflanze auch Fettblatt genannt.
Inhaltsstoffe
Welche Inhaltsstoffe sind in Fettkraut enthalten?
Vorwiegend rechnet man die Wirkungsweise der enthaltenen Zimtsäure in dieser Heilpflanze an. Neben diesem primären Inhaltsstoff verfügt die Heilpflanze über einige weitere pragmatische organische Verbindungen. Diverse organische Säuren sowie ätherische Öle garantieren eine Linderung von Schmerz, den Schutz vor lokalen Ausbreitungen von Verletzungen sowie die Versorgung der Zellen mit wichtigen Stoffen. So enthalten die Pflanzenteile eine überdurchschnittliche Menge an Pflanzenschleimstoffen. Auch die deutlich nachweisbaren Gerbstoffe tragen zur Gesundung des Patienten bei. Außerdem befinden sich einige Enzyme sowie Rohrzucker im Gewebe des Heilkrauts. Die revitalisierende Eigenschaft der Benzoesäure – ursprünglich zum Schutz vor Fäulnis der eigenen Beute – bewirkt eine vergleichsweise schnelle Regeneration von Wunden. Im speziellen findet das Fettkraut daher Anwendung bei offenen Wunden.
Ähnliche Heilpflanzen
Gibt es ähnliche Heilpflanzen, die wirken wie Fettkraut?
Schaut man sich die Anwendungsoptionen und die primären Wirkstoffe an, kommt als beste Alternative zum Fettkraut wohl Arnika als Heilkraut in Frage. Zimtsäure, ätherische Öle und dazu noch jede Menge Flavonoide und Cumarine schenken eine umfassende Heilwirkung bei stumpfen Verletzungen sowie diversen Hautproblemen. In Hinblick auf die Gerbstoffe, sprechen diverse Kräuter für einen Verzehr. Frauenmantelkraut und Gänsefingerkraut wären hier
primär zu benennen. Aber auch Hamamelisblätter, Blutwurzwurzel sowie Heidelbeeren verfügen über eine gesundheitsfördernde Menge an Gerbstoffen. Für eine Sensibilisierung mittels natürlicher Schleimstoffe offenbaren Huflattich, Leinsamen und Lindenblüten großes Potenzial.
Einnahmeformen
In welcher Einnahmeform gibt es Fettkraut am Markt zu kaufen?
Im Allgemeinen werden die fleischigen Blätter des Krauts für heilwirksame Anwendungen genutzt. Diese stehen folglich in frischer und saftiger Variante oder auch als getrocknete Exemplare zur Verfügung. Die Anwendung des Heilkrauts selbst kann erstens äußerlich erfolgen. Hierfür eignen sich Wickel oder Kompressen, in welchen die natürlichen Bestandteile aufgelegt werden. Aber auch ein Sud aus den gekochten Blättern offenbart einiges Potenzial. Dieser lässt sich als Bad nutzen oder wird eingedickt auf der Haut aufgetragen. Das zweite Wirkungsfeld beschäftigt sich mit der innerlichen Anwendungen, sodass ebenso Varianten an Fettkraut-Tee zur Verfügung stehen. Speziell in der Anwendung gegen Husten werden Extrakte oder frische Zutaten der Heilpflanze als Teemischung angeboten. Fünf Tropfen Extrakt dreimal am Tag im Tee vermengt, solle das Abhusten deutlich vereinfachen. Ob als Haarspülung, Direktanwendung in Form von zerquetschter frischer Blätter oder als Zutat eines Tees fördert das Fettkraut die Gesundung. Des Weiteren stehen einige Angebote an Globuli mit unterschiedlichen Inhaltskombinationen auf dem Absatzmarkt bereit. In Zusammenhang mit der Produktion sogenannter Schwedenmilch kommt der Heilpflanze eine besondere Rolle zuteil. Wie auch bei der Zubereitung anderer Sauermilchprodukte werden die Gefäße mit diesem Kraut ausgerieben. Dafür benötigte Fermentstoffe werden durch langzeitliches Einweichen aus den Blättern gezogen.
Verzehrempfehlung
Wie hoch ist die Verzehrempfehlung von Fettkraut als NEM?
Als Erstes sollte der Verzehr des Heilkrauts nur in Absprache mit einem erfahrenen Heilpraktiker erfolgen. Für eine Anwendung als Tee sieht die Verzehrempfehlung etwa 1,5 bis 2,5 Gramm vor. Frische Blätter entfachen eine stärkere Wirkung und sollten daher sparsamer eingesetzt werden. Ein Auskochen der Pflanzenteile von etwa 10 Minuten senkt die Gefahr auf Überreizung. Bei einer Tinktur darf gern von einem Verhältnis von 1 Teil Fettkraut und 10 Teile Ethanol ausgegangen werden.
Gibt es beim Kauf von Fettkraut etwas zu beachten?
Aufgrund der feuchten Umgebung sieht sich dieses Heilkraut überdurchschnittlich oft dem Grauschimmel ausgesetzt. Gerade beim Kauf frischer Blätter ist dieser an braun werdenden Stellen sowie an weich werdenden Spitzen zu erkennen. Es sollte bedacht werden, dass lediglich die Blatthaare weiß wirken, das Blatt an sich aber immer noch eine kräftige grüne Farbe aufweist. Vorsicht vor grauen Belägen!