Was ist der Chinarindenbaum?
Der etwa 8 bis 15 m hohe Chinarindenbaum (wissenschaftlicher Name Cinchona) wurde weltweit bekannt aufgrund des in seiner Rinde enthaltenen Wirkstoffs gegen Malaria, dem Chinin. Der Name Chinin soll von der Gräfin Chinchón, der Gemahlin des damaligen spanischen Vizekönigs von Peru herrühren, die angeblich durch Chinarinde von der Malaria geheilt wurde. Der Leibarzt der Gräfin brachte die Rinde 1639 mit nach Spanien. Wenig bekannt ist auch die Tatsache, dass die Chinarinde sozusagen der Auslöser für den Beginn der Homöopathie war. Ihr Begründer Samuel Hahnemann (1755 – 1843) kam durch eine Eigenbehandlung mit Chinarinde, die bei ihm Malaria ähnliche Symptome hervorrief, zu seinem berühmten Leitsatz Satz “Similia cum similibus curentur“ (Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt).
Die Pflanzengattung Cinchona wurde 1753 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné aufgestellt. Der Gattungsname geht zurück auf das Quechua-Wort kina-kina, span. quinaquina (= Rinde der Rinden). Den Ureinwohnern der Anden, den Quechuas war die fiebersenkende Wirkung der Rinde schon seit Urzeiten bekannt. Heutzutage werden einige Cinchona-Arten und Hybriden, insbesondere der Rote Chinarindenbaum (Cinchona pubescens) in tropischen Gebieten, z. B. Indien, im Kongobecken und auf der Insel Java in Plantagen zur Gewinnung des Chinins weltweit angebaut.
Cinchona-Arten wachsen meist als Bäume, seltener als Sträucher. Die Blütezeit ist ganzjährig mit Schwerpunkt auf den Monaten August bis Oktober. Die Ausbreitung der Art erfolgt mithilfe ihrer geflügelten Samen durch den Wind und durch vegetative Vermehrung mit unterirdischen Wurzelausläufern. Cinchona gilt aufgrund ihres rasanten Wachstums als invasive Art. Sie bilden schnell ganze Wälder mit dichtem Kronendach und beschatten und verdrängen die zuvor angestammte, natürliche Vegetation. Die Folge ist ein dramatischer Verlust der Artenvielfalt.
Anwendungsgebiet
Wann sollte man den Chinarindenbaum einnehmen?
Die indigene Bevölkerung Südamerikas nutzten Chinarinde als fiebersenkendes Mittel gegen Malaria, lange bevor die Europäer kamen. Heutzutage wird Chinarinde aufgrund der Entwicklung besser geeigneter fiebersenkender Mittel für diesen Zweck nicht mehr eingesetzt. Doch eine ganz andere Wirkung, die auch heute noch genutzt wird, ist den Bitterstoffen der Pflanze zu verdanken. Die Rinde des Chinarindenbaum wird heute hauptsächlich als Bitterstoffdroge bei dyspeptischen Beschwerden (Verdauungsbeschwerden), zur Appetitanregung bei mangelnder Magensaftbildung, aber auch als verträgliches Magen-Darmmittel verwendet. In Kombination mit Bitterstoffen aus weiteren Pflanzen wie z. B. Gelber Enzian, Pomeranze (Bitterorange) oder Zimtrinde, fördert Chinarinde den Speichelfluss sowie die Sekretion von Magensäften und regt gleichzeitig die Fettverdauung an.
Wirkung
Welche Wirkung verspricht der Chinarindenbaum?
Der Chinarindenbaum hat eine lange Tradition in der Pflanzenheilkunde. Ihm wurde seit alters her eine starke Wirkung bei Schmerzen und Fieber zugesprochen. Die Hauptwirkstoffe des Chinarindenbaums sind die Alkaloide Chinin und Chinidin, wobei in Arzneimitteln heutzutage Chinin gegen Malaria und nächtliche Wadenkrämpfe und Chinidin gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Beide Wirkstoffe werden jedoch heute nicht mehr aus der Rinde gewonnen, sondern synthetisch hergestellt. In der Naturheilkunde hat sich insbesondere bei der Behandlung von Muskelkrämpfen, speziell Wadenkrämpfen das Chinin als ausgesprochen wertvoll erwiesen. Die krampflösenden Eigenschaften werden auch heute gerne in der Sportmedizin genutzt. Neben diesen Indikationen bieten die Wirkstoffe aus dem Chinarindenbaum noch weitere therapeutischer Anwendungsmöglichkeiten. Die Rinde hilft z. B. bei grippalen Infekten, Appetitlosigkeit, Blähungen und Völlegefühl.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme vom Chinarindenbaum auftreten?
Der Wirkstoff gilt allgemein als gut verträglich. Von der Einnahme frischer Chinarinde wird aber dringend abgeraten, da das darin enthaltene Chinin unerwünschte Nebenwirkungen, z. B. allergische Reaktionen auslösen kann. Grundsätzlich sollten nur chininhaltige Fertigarzneimittel aus der Apotheke verwendet werden. Des Weiteren empfiehlt sich grundsätzlich eine vorherige Rücksprache mit einem Arzt. Kontraindiziert ist die Einnahme auf jeden Fall bei Magen- und Darmgeschwüren. Auch bei Tinnitus (Ohrensausen), vorgeschädigtem Sehnervs und Myasthenia gravis (= Muskelschwäche) sollte auf chininhaltige Präparate verzichtet werden. Bei gleichzeitiger Gabe von Antikoagulantien (= blutgerinnungshemmende Mittel) kann deren Wirkung möglicherweise verstärkt werden. Während der Schwangerschaft und Stillzeit wird von einer Einnahme von Chinarrindenprodukten ebenfalls abgeraten, da bisher noch keine aussagekräftigen Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Dasselbe gilt für die Anwendung chininhaltiger Mittel bei Kindern unter 12 Jahren.
Anwendungsdauer
Wie lange ist die Anwendungsdauer vom Chinarindenbaum, bis sich erste Erfolge einstellen?
Bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden wird empfohlen jeweils eine halbe Stunde vor dem Essen bzw. danach eine Tasse Chinarindentee zu trinken (max. dreimal am Tag). Dazu wird ein halber Teelöffel getrocknete Chinarinde mit 150 ml kochendem Wasser übergossen und zehn Minuten ziehen gelassen. Vor dem Essen getrunken, wirkt der Tee appetitanregend, nach der Mahlzeit hilft er bei Verdauungsproblemen. Zur Behandlung von krampfartigen Muskelbeschwerden kann das in Deutschland zugelassene Chinin-Präparat in Tablettenform schnell und zuverlässig helfen. Dazu ist vor dem Abendessen eine Tablette mit einer Chinin-Dosis von 200 Milligramm einzunehmen. Bei mittelschweren bis schweren Beschwerden werden abends zwei Tabletten – eine nach dem Abendessen, eine vor dem Schlafengehen – eingenommen. Chininhaltige Präparate sollten aber nicht länger, als zwei Monate ohne Unterbrechung eingenommen werden.
Herkunft
Wo liegt die Herkunft vom Chinarindenbaum?
Der Chinarindenbaum stammt aus den Bergregionen und Schluchten der Anden. Er gedeiht besonders in Höhenlagen von 600 bis 3300 Metern. Sein natürliches Verbreitungsgebiet reicht von Zentralamerika (Costa Rica, Panama) bis hinunter ins westliche Südamerika (Peru, Bolivien, Kolumbien, Ecuador). Von dort aus begann er seinen Siegeszug durch die Welt. Heute ist er durch menschliche Einflussnahme in zahlreichen Regionen heimisch geworden, so z. B. in Indien, Java, Tansania, auf den Kapverden, Hawaii, Tahiti, in Mikronesien, auf Karibischen Inseln und auf den Galapagosinseln. In einigen Regionen ist der Chinarindenbaum zum Problem für heimische Pflanzenarten geworden, die er verdrängt. Er gilt außerhalb der Plantagen mittlerweile als invasive Art und wird durch gezieltes Abholzen und dem Einsatz von Herbiziden in Schach gehalten. Die Bekämpfung gestaltet sich schwierig, weil das Abholzen für sich alleine meistens nicht ausreicht, denn die zurückbleibenden Baumstümpfe und Wurzeln treiben wieder aus.
Ausgangsprodukt
Wie sieht das Ausgangsprodukt vom Chinarindenbaum aus?
Geerntet und arzneilich verwendet wird die die rote oder gelbe Zweig-, Ast- und Stammrinde (Chinae cortex) von Bäumen die älter als sechs Jahre, meist 10-12 Jahre sind. Die Rinde wird geschält und getrocknet. Häufig werden ganze Baumkulturen abgeholzt, um auch die Wurzelrinde ernten zu können.
Trivialnamen
Unter welchen Bezeichnungen ist der Chinarindenbaum noch bekannt?
Die am häufigsten kulivierte Art Cincona pubscens ist auch unter den Namen Roter Chinarindenbaum, Fieberrinde, Jesuitenrinde und Kalisayabaum bekannt. Spanische Trivialnamen sind Hoja de capulí oder de lucma, Cascarilla, Crespilla und Quina.
Inhaltsstoffe
Welche Inhaltsstoffe sind im Chinarindenbaum enthalten?
Chinarinde enthält etwa 5 bis 15 % bittere Alkaloide. Das Hauptalkaloid ist Chinin, Nebenalkaloide sind Chinidin, Cinchonin und Cinchonidin. Weitere Inhaltsstoffe sind 8 bis 10 % Catechingerbstoffe, Chinasäure, Bitterstoffglykoside sowie Phenylpropane (ätherische Öle) und Flavonoide (Kämpferol, Apigenin und Quercetin). Bei letzteren handelt es sich um zellschützende Antioxidantien, die im menschlichen Körper schädliche Reaktionen von freien Radikalen verhindern können.
Ähnliche Heilpflanzen
Gibt es ähnliche Heilpflanzen, die wirken wie der Chinarindenbaum?
Wie oben bereits aufgeführt, hilft die Chinarinde gegen Schmerzen und Fieber. Die Substanz, die das bewirkt, ist das in der Rinde enthaltene Chinin. Zur Behandlung von Schmerzen ist alternativ auch die bei uns beheimatete Weidenrinde geeignet. Sie enthält das Phenolglykosid Salicin, einen Wirkstoff der dem Schmerz- und Fiebermittel Acetylsalicylsäure (ASS) ähnelt. Von medizinischer Bedeutung sind auch die sogenannten Bitterstoffe. Die sowohl den Appetit als auch die Verdauung unterstützenden Bitterstoffe der Chinarinde gibt es in ähnlicher Form ebenfalls in vielen anderen Pflanzen. Die Wurzel des Enzians (Gentianae radix) hat unter allen Naturkräutern den höchsten Anteil an Bitterstoffen. Auch im Rosenkohl, Endiviensalat, Chicoree, Rucola und in der Grapefruit sind Bitterstoffe enthalten.
Einnahmeformen
In welcher Einnahmeform gibt es den Chinarindenbaum am Markt zu kaufen?
Übliche Einnahmeformen sind Chinarinde, China-Tinktur, Chinarinden-Extrakt. Chinarinde und ihre Präparate werden ausschließlich innerlich angewandt. Als Fertigarzneimittel ist in Deutschland zurzeit nur ein einziges Chinin-Präparat zugelassen. Das Präparat mit dem Wirkstoff Chininsulfat (= schwefelsaure Salz des Chinins) ist als Tablette rezeptfrei in der Apotheke zu beziehen und wird zur Vorbeugung und Therapie nächtlicher Wadenkrämpfe angewendet. Für naturheilkundliche Behandlungen wird im Handel geschnittene Chinarinde zur Teebereitung, Tinktur in Tropfen oder Cinchona homöopathische Urtinktur in Tropfen, auch als Kombinationspräparate angeboten. Die Qualität dieser Drogen aus Chinarinde bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- “Standardisierte Chinarindentinktur” im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC).
- “Zusammengesetzte Chinatinktur” im Deutschen Arzneibuch (DAB). Letztere enthält neben der Bitterstoffdroge aus der Chinarinde auch
- weitere pflanzliche Bitterstoffe aus der Enzianwurzel, aus Bitterorangenschalen und Zimtrinde.
Verzehrempfehlung
Wie hoch ist die Verzehrempfehlung vom Chinarindenbaum als NEM?
Als Nahrungsergänzungsmittel ist der Chinarindenbaum bedeutungslos. Die Verwendung der Chinarinde findet bevorzugt im medizinischen Bereich (Pflanzenheilkunde) und teilweise in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie statt. Chinarinde wird in der Lebensmittelbranche hauptsächlich in Form bitter schmeckender Zubereitungen verarbeitet. Das Chinin wird heutzutage einigen Bitterspirituosen (Liköre, Magenbitter)) und alkoholfreien Erfrischungsgetränken wie Tonic Water, Bitter Lemon und Bitter Orange hauptsächlich als Aromazusatz beigegeben. Entsprechend der europäischen Verordnung Nr. 1334/2008 über Aromen und bestimmte Lebensmittelzutaten mit Aromaeigenschaften ist der Zusatz von Chinin und seiner Salze für die Verwendung in und auf Lebensmitteln mengenmäßig beschränkt.
Bei Spirituosen bis maximal 250 mg/l und bei alkoholfreie Erfrischungsgetränke bis maximal 100 mg/l. Da es sich bei Chinin um eine pharmakologisch wirksame Substanz handelt, besteht für die Verwendung in alkoholfreien Getränken in Deutschland außerdem eine Kennzeichnungspflicht. Der Verzehr größerer Chininmengen kann unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen oder auch Sehstörungen nach sich ziehen. In den gängigen Erfrischungsgetränken ist Chinin jedoch in so geringer Konzentration enthalten, dass keine Gefahr besteht. So beträgt der Mengengehalt im Tonic Water etwa 71 mg/l oder im Bitter-Lemon etwa 34 mg/l.
Gibt es beim Kauf vom Chinarindenbaum etwas zu beachten?
Chinarinde kann in der Regel jede Apotheke bestellen. Alternativ kann Chinarinde auch über Online-Shops im Internet bezogen werden. Wichtig ist nur, dass die Chinarinde aus kontrolliertem Anbau stammt und frei von Schadstoffen ist.