Was ist Allantoin?
Allantoin gehört zu den Wirkstoffen der Gruppe Dermatika und Keratolytika. Der Wirkstoff kommt sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Orangismen vor. Im menschlichen und im tierischen Organismus entsteht der Wirkstoff als Endprodukt des Purinstoffwechsels. Speziell bei Säugetieren entsteht der Wirkstoff als primäres Endprodukt beim Abbau von Nukleinsäuren, beim Abbau von Purinbasen. Der Wirkstoff wird aus Harnsäure gebildet. Er entsteht auch als Stoffwechselprodukt in Pflanzen und Pflanzenteilen. So ist der Wirkstoff unter anderem in Rosskastanienrinde, in Weizenkeimen und in Schwarzwurzeln zu finden.
Allantoin wurde ungefähr um das Jahr 1800 von Louis Nicolas Vauquelin und Buniva entdeckt. Der Wirkstoff wurde in der Körperflüssigkeit, die die Allantois von Kühen ausfüllt von den beiden entdeckt. Später wurde diese Verbindung auch im Harn von jungen Kälbern gefunden und konnte von Friedrich Wöhler und Justus Liebig isoliert werden. Sie erkannten den Zusammenhang mit der Harnsäure. Sie erhielten den Wirkstoff durch die Oxidation der Harnsäure mit Bleioxid. Aus dem Tierreich wurden Larven der Goldfliegenart, Lucilia sericata als Methode zur Wundheilung eingesetzt. Sie fressen gezielt nekrotisches Gewebe und geben eine große Menge Allantoin ab. Diese Methode wurde in den 1990 Jahren wiederentdeckt und seit 2014 als Fertigarzneimittel zugelassen.
Der Wirkstoff ist auch in zahlreichen in Europa heimischen Pflanzen zu finden. Zu diesen Pflanzen gehören der Beinwell, Sojakeimlinge, Ahorn, Weizenkeimlinge, Schwarzwurzeln, die Rosskastanie, grüne Bohnen und viele andere. Bei Pflanzen fördert er das Wachstum. Dies liegt an dem hohen Stickstoff-Gehalt.
Anwendungsgebiet
Wann sollte man Allantoin einnehmen?
Der Wirkstoff kann und darf lediglich äußerlich angewendet werden. Zu den Hauptindikationen zählen:
- Ekzeme
- Geschwüre
- Hautprobleme
- Schnittwunden
- Brandwunden
- Hauterkrankungen
- Narbenpflege
- Hornhaut und verhornte Poren
- nekrotisches Gewebe
In Arzneimitteln wird der Wirkstoff verwendet, da er unter anderem die Penetration fördert. Das bedeutet, andere Wirkstoffe können mithilfe von Allantoin tiefer eindringen und so ihre Wirkung besser entfalten.
Wirkung
Welche Wirkung verspricht Allantoin?
Der Wirkstoff hat eine wundheilungsfördernde Wirkung. So soll er bei Schnittwunden, Brandwunden, Ekzemen und Hauterkrankungen helfen. Bei der Narbenpflege und zur Abhilfe bei Hauterkrankungen wird der Wirkstoff ebenfalls erfolgreich eingesetzt. Bei Arzneimitteln unterstützt der Wirkstoff das Eindringen anderer Wirkstoffe tief in die Haut.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Allantoin auftreten?
Der Wirkstoff darf ausschließlich äußerlich angewendet werden. Der Wirkstoff enthält Pyrrolizidinalkaloiden. Diese sind giftig und können eine krebserregende Wirkung haben. Über die Haut werden Pyrrolizidinalkaloiden so gut wie nicht aufgenommen. Einige Menschen reagieren aufgrund einer Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff. Es kommt zu Juckreiz und Rötungen der Haut. In diesem Fall sollte die Anwendung beendet werden. Der Wirkstoff verfügt über eine sehr intensive Wirkung. Die Anwendung darf daher nur in minimalen Dosen erfolgen.
Die Anwendung von Allantoin kann sogar bei Kindern, Kleinkindern und Säuglingen erfolgen. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Wirkstoff unbedenklich und wird meist sehr gut vertragen. Allerdings sollte insbesondere während der Schwangerschaft, Stillzeit und bei der Anwendung bei Kindern auf die Reinheit, Herkunft und Herstellung des Wirkstoffes geachtet werden.
Anwendungsdauer
Wie lange ist die Anwendungsdauer von Allantoin, bis sich erste Erfolge einstellen?
Der Wirkstoff zeigt relativ schnell seine positive Wirkung auf die Haut. Bereits nach kurzer Zeit ist eine Besserung festzustellen. Die Anwendungsdauer richtet sich selbstverständlich nach der Dosierung und nach der Indikation. Die Behandlung einer Narbe erfordert natürlich etwas mehr Zeit, als die Behandlung einer kleinen Schnitt- oder Brandwunde.
Herkunft
Wo liegt die Herkunft von Allantoin ?
Der Wirkstoff kommt in zahlreichen Pflanzen in Europa vor. Am bekanntesten ist vermutlich der „Echte Beinwell“. Kleinasien wird als ursprüngliche Heimat des Beinwells vermutet. Über Westsibirien hat er sich vermutlich nach Europa verbreitet. Im Mittelalter wurde er in verschiedenen Klostergärten als Heilpflanze angebaut und hat sich von dort aus über ganz Europa ausgebreitet.
Der Beinwell ist eine sommergrüne und krautige Pflanze, die bei guten Bedingungen eine Höhe von einem Meter erreichen kann. Die Pflanze gehört zu den Raublattgewächsen und weist eine raue Blattoberfläche auf. Auf der Blattunterseite befindet sich eine feine Behaarung. Von Mai bis Oktober blüht der Beinwell. Die Farben der Glockenblüten reichen von Weiß über Gelb bis Violett.
Der „Echte Beinwell“ blüht meist violett oder purpur, einige Varianten weisen auch gelbliche oder weiße Blüten auf. Zur Herstellung von medizinischen und kosmetischen Produkten wird diese Art des Beinwells verwendet. Er gedeiht in nährstoffreichen, lehmigen und feuchten Böden in halbschattiger bis sonniger Lage. So findet er sich gerne unter großen Bäumen, an Ufern, in sumpfigen Gräben oder an feuchten Wegrändern. Heute wird Allantoin jedoch in erster Linie synthetisch hergestellt.
Ausgangsprodukt
Wie sieht das Ausgangsprodukt von Allantoin aus?
Da es sich in erster Linie um eine synthetische Herstellung handelt, gibt es das Ausgangsprodukt als solches nicht. Wer selbst Cremes oder Salben herstellen möchte, kann dies mit dem echten Beinwell tun. Für diese Herstellung werden die Wurzeln des Beinwells verwendet. Sie sind bis zu 50 Zentimeter lang und meist fest im Boden verankert.
Trivialnamen
Unter welchen Namen ist Allantoin noch bekannt?
Andere Namen für Allantoin gibt es eigentlich keine, lediglich einige wissenschaftliche Begriffe sind für den Wirkstoff bekannt, wie Glyoxylsäurediureid, N-(2,5-Dioxo-4-imidazolidinyl)-Harnstoff und 5-Ureido-Hydantoin.
Der Beinwell, die Hauptquelle des natürlichen Allantoins ist unter verschiedenen Namen zu finden. Hierzu gehören:
- Hasenbrot
- Hinigblum
- Beinwurz
- Bienenwurz
- Schadheilwurzel
- Wundschad
- Wallwurz
- Speckwurz
- Milchwurz
- Küchenkraut
- Glotwurzel
- Schwarzwurz
- Komfrei
- Himmelsbrot
- Hasenlaub
- Wottel
- Soldatenwurz
Funktionsweise
Wie ist die Funktionsweise von Allantoin?
Der Wirkstoff hat mehrere Funktionsweisen und zahlreiche Einsatzbereiche. Er unterstützt und fördert die Neubildung der oberen Hautschichten. Abgestorbene Zellen werden entfernt. Gleichzeitig stimuliert und fördert der Wirkstoff die Zellproliferation. Epithelzellen wachsen schneller und vermehren sich schneller. Durch diesen Prozess wird die Regeneration gefördert. Der Wirkstoff findet sich daher in zahlreichen Anti-Aging-Produkten und Wundheilsalben wieder. Der Wirkstoff soll über antimutagene Eigenschaften verfügen. Die Haut wird mit Feuchtigkeit versorgt und oxidative Prozesse werden gehemmt.
In dermatologischen und pharmakologischen Arzneimittelzubereitungen unterstützt Allantoin zu dem noch die Penetration der Wirkstoffe. Sie können tiefer in die Haut eindringen, ohne dabei generell aggressiver sein zu müssen. Bei trockener Luft, vor allem im Winter bei Heizungsluft verspricht Allantoin eine Linderung von Juckreiz der Haut, der durch trockene Haut hervorgerufen wird. Der Wirkstoff soll der Hautalterung vorbeugen, durch seine antioxidative Wirkung. Verhornte Poren und Hornhaut sollen aufgeweicht werden. Der Talg kann so abfließen, ohne Poren zu verschließen. Die Entstehung von Mitessern und Pickeln soll so verhindert werden.
Allantoin unterstützt zudem die Epithelbildung. Epithelzellen zählen zu den wichtigsten Gewebearten. So haben die Oberflächenepithelien eine Schutzfunktion, wie zum Beispiel die Haut. Drüsenepithelien bestimmen die Funktion der Drüsen und produzieren Sekrete. Allantoin hemmt die Schweißproduktion der Drüsen und findet sich daher häufig auch in Deos wieder. Der Wirkstoff hilft bei der Entfernung von nekrotischem Gewebe, indem die abgestorbenen Zellen entfernt werden. So wird Platz für neue Zellen geschaffen und die Regeneration der Haut gefördert.
Ähnliche Wirkstoffe
Gibt es ähnliche Wirkstoffe, die wirken wie Allantoin?
Wie bei den meisten Wirkstoffen gibt es auch hier ähnliche Wirkstoffe. Allerdings ist Allantoin der einzige Wirkstoff, der diese Wirkungen in dieser Anwendungszeit aufweist.
Einnahmeformen
In welcher Einnahmeform gibt es Allantoin am Markt zu kaufen?
Hier noch einmal der Hinweis, von einer innerlichen Anwendung wird dringend abgeraten. Der Wirkstoff ist in Cremes, Salben und als Pulver erhältlich. Mit dem Pulver können eigene äußerliche Anwendungen hergestellt werden. Neben Cremes und Salben zur medizinischen Behandlung ist der Wirkstoff in zahlreichen Kosmetik- und Körperpflegeprodukten zu finden. So gibt es Gesichtscremes, Körpercremes, Lotion, Handcreme und Fußbalsam. Selbst Augentropfen und Deos sind mit dem Wirkstoff erhältlich.
Verzehrempfehlung
Wie hoch ist die Verzehrempfehlung von Allantoin als NEM?
Der Wirkstoff ist kein Nahrungsergänzungsmittel und darf als solches aufgrund seiner toxischen Wirkung bei der innerlichen Anwendung nicht eingenommen werden. Die medizinischen Cremes und Salben sollten mehrmals täglich dünn auf die Haut aufgetragen werden. Auf offene Wunden dürfen die Salben nicht aufgetragen werden. Wer möchte, kann sich auch eine flüssige Lösung herstellen und die betroffenen Hautstellen betupfen oder mit einem Wickel behandeln. Empfohlen wird, sich an die Hinweise und Anwendungsempfehlungen der Hersteller zu halten. Die Mengen an enthaltenem Allantoin sind sehr unterschiedlich und entsprechend unterschiedlich sind auch die Anwendungsempfehlungen.
Gibt es beim Kauf von Allantoin etwas zu beachten?
Generell gilt es beim Kauf aller Wirkstoffe und Nahrungsergänzungsmittel auf die Herkunft, die Herstellung und die Dosierung zu achten. Die größten Erfolge werden mit Produkten erzielt, die einen hohen qualitativen Inhaltsstoff haben. Je nach Einsatzbereich des Wirkstoffes ist die enthaltene Menge unterschiedlich. So lässt sich in den kosmetischen Produkten weniger des Wirkstoffs finden als in Salben, die für medizinische Anwendungen hergestellt werden.
Ob Salbe, Creme oder Tinktur für medizinische Anwendungen ist ein wenig Geschmacksache. Eine Tinktur ist sicher schwieriger anzuwenden, wenn man viel unterwegs ist. Salbe lässt sich in diesem Fall leichter anwenden. Cremes sind meist etwas leichter in der Konsistenz als Salben. Eine Rolle spielt vermutlich auch die Körperstelle, an der der Wirkstoff aufgetragen werden soll.
Bei kosmetischen Produkten entscheidet die gewünschte Anwendung über die Art des Produkts und die bevorzugte Eigenschaft. Hier sind Cremes meist reichhaltiger als Lotionen. Wichtig ist immer die Qualität des einzelnen Produktes.