Was ist Wald-Geißbart?
Der Wald-Geißbart (lat. Aruncus dioicus) ist in ganz Europa verbreitet und kommt v. a. in Bergwäldern vor. Obwohl er starke Ähnlichkeiten mit dem deutlich häufiger anzutreffenden Mädesüss besitzt, ist eine Unterscheidung aufgrund der deutlich größeren Blütenrispen ohne Probleme möglich. In der Phytomedizin wird sie Heilpflanze z. B. bei Fieber, Magenbeschwerden, Gelenkschmerzen oder Insektenstichen und Insektenbissen eingesetzt. Generell wirkt die Heilpflanze beruhigend, magenberuhigend, fiebersenkend und tonisierend (= Stärkung der Muskelspannung). Heutzutage dient der Wald Geißbart v. a. als pflegeleichte Zierpflanze, die sehr schöne Blütenstände hervorbringt. In der Pflanzenheilkunde finden z. B. die Blätter Anwendung als Frühlingsgemüse oder die Wurzeln, aus denen Tee gekocht werden kann.
Anwendungsgebiet
Wann sollte man Wald-Geißbart einnehmen?
Der Wald-Geißbart kann sowohl innerlich durch die orale Aufnahme als auch äußerlich z. B. durch Umschläge angewendet werden. Die Bereiche der Anwendung erstrecken sich über die verschiedensten Symptome. Die Auftragung auf die Haut kann u. a. bei Insektenbissen oder Insektenstichen helfen; außerdem wurde eine heilende und gesundheitsfördernde Wirkung auf Gelenkschmerzen festgestellt. Z. B. als Tee eingenommen wirkt der Tee gegen Fieber oder Magenbeschwerden. Auch Schwellungen, Tonikum (Kräftigung von Muskeln und anderen Organen) und Venenkrankheiten findet der Wald-Geißbart Anwendung. Ferner wurde er früher bei der Geburtshilfe eingesetzt. Heutzutage ist die Heilpflanze allerdings nur noch sehr selten in der Phytomedizin anzutreffen.
Wirkung
Welche Wirkung verspricht Wald-Geißbart?
Verantwortlich für die heilende und gesundheitsfördernde Wirkung des Wald-Geißbarts sind u. a. sogenannte Saponine, die Glykosid-Derivate von Steroiden sind. Sie sind in der Pflanzenwelt auf der ganzen Welt sehr weit verbreitet und schützen die Pflanze u. a. vor Parasiten. Aufgrund des häufigen Auftretens der Saponine in der Pflanzenwelt, sind sie auch in der Phytomedizin vielfach beschrieben und können aufgrund ihrer enormen strukturellen Vielfalt eine hohe Anzahl an unterschiedlichen Effekten auf den menschlichen Körper auslösen.
Der Wald-Geißbart wird v. a. beruhigend auf das Nervensystem und den Magen und Darm Trakt, weshalb er bei Magenbeschwerden eingenommen werden kann. Außerdem wirkt die Pflanze fiebersenkend, wenn sie z. B. als Tee eingenommen wird. Bei einer äußerlichen Auftragung auf die Haut wirken die Wirkstoffe u. a. adstringierend, d. h. sowohl blutstillend und entzündungshemmend, indem es die betreffenden Stellen durch Proteinfällung austrocknet.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Wald-Geißbart auftreten?
V. a. in den Blättern der Pflanze befinden sich einige Formen von giftigen Blausäure-Glykosiden. Aus diesem Grund sollte dieser Pflanzenteil nur gekocht verzehrt werden, da dabei die giftigen Inhaltsstoffe zersetzt werden. Zwar ist Blausäure (Cyanid) schon in geringen Mengen (1 mg bis 2 mg pro kg Körpergewicht) tödlich, allerding liegen zum einem Blausäure Glykoside vor, die weniger toxisch sind und zum anderen werden auch diese Mengen bei dem normalen Verzehr von einigen Blättern bei weitem nicht erreicht. Trotzdem sollten Kleinkinder und Kinder keine Bestandteile der Pflanze zu sich nehmen. Die toxische Wirkung der Blausäure beruht v. a. auf die Bindung der Sauerstoff-Bindestellen in der Atmungskette der Zelle. Dadurch kann kein Sauerstoff mehr für die Energiegewinnung genutzt werden und es kommt zum sogenannten inneren Ersticken. Charakteristisch ist bei dieser Art der Vergiftung die hellrote Färbung der Haut.
Trotzdem sind bei nicht übertriebener Verwendung und bei der empfohlenen Zubereitung der Pflanze (= vorheriges Kochen der Blätter, um die giftigen Cyanide zu zersetzen) keinerlei Nebenwirkungen bekannt.
Anwendungsdauer
Wie lange ist die Anwendungsdauer von Wald-Geißbart, bis sich erste Erfolge einstellen?
Die Anwendungsdauer, die benötigt wird bis sich die ersten Erfolge einstellen, ist von der Anwendung abhängig. Als Faustregel gilt, dass äußerlich aufgetragene Umschläge o. ä., die z. B. bei Insektenbissen oder Insektenstichen Anwendung finden, schneller wirken, als die innere Anwendung durch orale Aufnahme der Heilpflanze. Dennoch ist bei der Einnahme von z. B. einem Tee aus Wald-Geißbart Wurzeln zur Beruhigung des Magens davon auszugehen, dass es innerhalb der nächsten Stunden zu einer Besserung kommt.
Herkunft
Wo liegt die Herkunft von Wald-Geißbart?
Die Heilpflanze ist zwar in ganz Europa verbreitet, ist jedoch selten geworden und v. a. in Bergwäldern anzutreffen. Als beliebte Zierpflanze ist sie jedoch auch in einigen Gärten von Pflanzenliebhabern zu finden. Dabei ist die Pflanze – wenn ein passender Standort gefunden wurde – äußerst anspruchslos und vermehrt sich ebenfalls von selbst weiter. Wichtig ist, dass die Pflanze keine direkte ganztägige Sonne mag; daher ist ein Wanderschatten perfekt geeignet. Der Boden sollte reich an Humus, locker und feucht sein, wobei sich jedoch keine Staunässe ausbilden darf, da dies zum Absterben der Pflanze führt.
Da der Wald-Geißbart in Europa in freier Wildbahn inzwischen relativ selten vorkommt, ist davon abzuraten diese in der freien Natur zu sammeln. Daher sollte die Pflanze besser im eigenen Garten angebaut werden.
Verwendung als Heilmittel finden sowohl das oberirdische Kraut als auch die Blätter und die Wurzeln. Das oberirdisch blühende Kraut wird geerntet und an einem luftigen und schattigen Ort möglichst schnell getrocknet. Die Blüten können z. B. in Tees verwendet werden. Die Wurzeln werden geernet, gereinigt und zur Trocknung zerkleinert. Auch diese Stücke können in Tees verwendet werden.
Ausgangsprodukt
Wie sieht das Ausgangsprodukt von Wald-Geißbart aus?
Der Wald-Gießbart (lat. Aruncus dioicus gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae. Typisch für die Rosengewächse ist die Heilpflanze eine ausdauernde, mehrjährige und krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe zwischen 70 cm bis 160 cm besitzt. Charakteristisch ist das zwar kurze, aber kräftige Rhizom (= Wurzelstock), welches unter der Erde wächst. Im Winter überdauert das Rhizom, so dass die Pflanze mehrjährig it. Aus dem Rhizom wachsen senkrechte Stängel, die eine Länge bis zum Blütenstand besitzen können. Häufig kommt es zu einer Verholzung am Boden der Stängel. Die Blätter sind charakteristisch für die Pflanze doppelt gezähnt, weisen eine eiförmige Form auf und sind gefiedert. Die Heilpflanze blüht von Juni bis Juli mit kleinen, weißen Blüten, wobei der rispige Blütenstand eine Länge von bis zu 50 cm erreichen kann.
Bemerkenswert sind die Samen der Heilpflanze, da sie sogar von extrem schwachem Wind (z. B. von Konvektionsströmungen an warmen Sommertagen) weite Strecken getragen werden können. Das liegt daran, dass jedes Samenkorn gerade einmal circa 80 µg (= 0.00008 g) wiegt!
Trivialnamen
Unter welchen Bezeichnungen ist Wald-Geißbart noch bekannt?
Der lateinische Name des Wald-Geißbarts lautet Aruncus dioicus. Andere übliche deutsche Bezeichnungen besitzt er nicht. Im Englischsprachigen Raum ist die Pflanze allerdings auch als goat’s beard (Bocks Bart), buck’s beard (Antilopen Bart oder bride’s feathers (Hochzeits Gefieder) bekannt. Der deutsche Begriff Geißbart beruht auf der charakteristischen doppelzähnigen Struktur der Blätter. Die Bezeichnung Wald lässt Rückschlüsse auf das Vorkommen insbesondere in Wäldern zu.
Inhaltsstoffe
Welche Inhaltsstoffe sind in Wald-Geißbart enthalten?
Im Wald-Geißbart sind v. a. Blausäuern-Glykoside und Saponine enthalten. Bei Saponinen handelt es sich um Derivate von Steroiden (z. B. Testostosteron oder Cortisol gehören beim Menschen zu den Steroidhormonen), die speziell eine oder mehrere Glykosid-Gruppen (z. B. Glucose-, Maltose- oder Galaktose-Einheiten) besitzen. Aufgrund der großen Vielfalt der Glykosid Gruppen und der Variabilität der Steroide besitzt die Gruppe der Saponine eine außerordentlich große Strukturvielfalt, was zu einer großen biologischen Variabilität der Wirkmechanismen führt. In der Pflanzenwelt sind Saponine weit verbreitet und besitzen dabei unterschiedliche Aufgaben wie z. B. die Abwehr von Pathogenen.
In der Phytomedizin werden Saponine u. a. verwendet bei Fieber, Harnwegsproblemen und Entzündungen. Die biologischen Funktionen sind dabei vielfältig und umfassen z. B. entzündungshemmende, harntreibende oder schleimlösende Eigenschaften und sind hormonstimulierend.
Interessant ist, dass Saponine als Adjuvans von verschiedenen Medikamente zugelassen sind. Ein Adjuvans bezeichnet ein Hilfsstoff, der die biologische Wirkung eines Medikaments verstärkt. Saponine können diese Eigenschaft vermittelt, da sie die zelluläre Immunantwort verstärken, was die Aktivität einiger Medikamente positiv beeinflusst.
Die enthaltenen Blausäuern-Glykoside, die sich v. a. in den Blättern der Pflanze befinden, sind toxisch und sollten daher auf keinen Fall roh in großen Mengen eingenommen werden. Das toxische Molekül geht beim Erhitzen der Blätter verloren, so dass die Blätter z. B. getrocknet werden können und dann im Tee Anwendung finden.
Ähnliche Heilpflanzen
Gibt es ähnliche Heilpflanzen, die wirken wie Wald-Geißbart?
Interessant ist, dass der Wald-Geißbart für ähnliche Anwendungen verwendet wird wie die Heilpflanze Mädesüß. Dies lässt sich vermutlich auf einer Verwechslung des Wald-Geißbarts mit dem Mädesüß zurückführen. Zwar lassen sich die Pflanzen relativ gut aufgrund ihrer Blätter unterscheiden, für den ungeübten Hobby-Botaniker sehen sich die Pflanzen jedoch ausgesprochen ähnlich.
Einnahmeformen
In welcher Einnahmeform gibt es Wald-Geißbart am Markt zu kaufen?
In der Phytomedizin werden sowohl die Wurzeln als auch die Samen und das Kraut verwendet, wobei hauptsächlich die Wurzeln Anwendung finden. Eine ganz traditionelle innere Anwendung ist Tee, der z. B. aus den Wurzeln der Heilpflanze gemacht werden kann. Dazu werden die getrockneten Wurzeln mit Wasser übergossen (circa ein Teelöffel Wurzeln auf 250 ml Wasser) und anschließend aufgekocht. Nach 15 min ist der Tee verzehrbereit und hilft u. a. gegen Magenprobleme.
Zur äußeren Anwendung können Wurzel-Brei, Umschläge oder ein Fußbad gemacht werden.
Bei einem Wurzelbrei werden die frischen Wurzeln aufgesucht, gewaschen und auf die betreffende Stelle des Insektenstichs/ Insektenbiss aufgetragen und im besten Fall mit Hilfe eines Verbands fixiert.
Umschläge werden mit einem Tee aus den Wurzeln hergestellt. Dieser wird mit einem Baumwolltuch aufgesaugt und auf die betreffende Stelle aufgelegt. Nach einiger Zeit sollte der Umschlag erneuert werden.
Verzehrempfehlung
Wie hoch ist die Verzehrempfehlung von Wald-Geißbart als NEM?
Eine offizielle Empfehlung für den Verzehr von Weiß-Geißbart gibt es nicht, da sich die Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM) nicht mit der Heilpflanze auseinandergesetzt hat. Generell gilt jedoch, dass insbesondere die unbehandelten Blätter nur in geringen Mengen (z. B. in Salat) eingenommen werden sollten, da diese giftige Cyanid- (Blausäure-) Glykoside enthalten.
Gibt es beim Kauf von Wald-Geißbart etwas zu beachten?
Wie bei allen Heilpflanzen sollte vor der Einnahme obligatorisch mit einem Arzt oder Heilpraktiker geredet werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn noch andere Medikamente z. B. aufgrund chronischer Krankheiten eingenommen werden. In Deutschland ist der Wald-Geißbart nur schwierig zu erwerben und sollte daher im besten Fall im eigenen Garten angebaut werden.